Blick aufs Podium beim Polittalk. Zu sehen sind Annegret Kramp-Karrenbauer und Andrea Nahles in der Diskussion mit Demokratieexperte Robert Vehrkamp und den Moderatoren Angela Ulrich und Stefan Braun.

Rette sich, wer kann? Polittalk zur Zukunft der Volksparteien

Andrea Nahles und Annegret Kramp-Karrenbauer waren die Gäste des ersten Polittalks aus der Hauptstadt, den wir gemeinsam mit dem Inforadio des rbb und der Süddeutschen Zeitung ins Leben gerufen haben. Trotz vieler Übereinstimmungen der beiden Politikerinnen machte die Diskussion klar, dass die Zukunft von Demokratie und Volksparteien keine leichte wird.

Ein voll besetztes Auditorium, die versammelte Hauptstadtpresse und zwei der politisch derzeit wohl gefragtesten Frauen der Berliner Republik. Das war das Rezept für den ersten Polittalk aus der Hauptstadt, zum dem das Inforadio des rbb, die Süddeutsche Zeitung und wir gemeinsam in Berlin geladen hatten. Als Gäste waren die Bundes- und Fraktionsvorsitzende der SPD, Andrea Nahles, und die Bundesvorsitzende der CDU, Annegret Kramp-Karrenbauer, aufs Podium geladen, um über die Zukunft der Volksparteien zu diskutieren.

Mit ihnen auf dem Podium saß unser Demokratieexperte Robert Vehrkamp, der gleich zu Beginn des Abends zur Lage der Volksparteien ein Bild aus Licht und Schatten zeichnete. Denn laut einer aktuellen Umfrage, die wir im Vorfeld der Veranstaltung ausgewertet hatten, schwindet das Vertrauen der Bürger in die Zukunftsfähigkeit und Lösungskompetenz der beiden alten Volksparteien CDU/CSU und SPD auch weiterhin. Gleichzeitig glaubt eine Mehrheit der Wahlberechtigten nicht, dass die Volksparteien auf absehbare Zeit ihre alte Stärke zurückgewinnen werden.

Dennoch schätzen sehr viele Wahlberechtigte die typischen Eigenschaften von Volksparteien. Fast zwei Drittel aller Wahlberechtigten bevorzugen Parteien mit einer breiten gesellschaftlichen Verankerung in unterschiedlichen Milieus und Gruppen der Gesellschaft und finden das auch für ihre Wahlentscheidung entscheidend: "Die Menschen wünschen sich nach wie vor Volksparteien, aber offensichtlich andere", fasste Vehrkamp die Ergebnisse zusammen.

Volksparteien: Erfolgs- oder Auslaufmodell?

Die beiden Politikerinnen verteidigten hingegen nicht nur das Konzept Volkspartei im Allgemeinen, sondern auch ihre Parteien im Speziellen. Kramp-Karrenbauer sprach in diesem Zusammenhang sogar von einem "Gesamtkunstwerk": "Volksparteien können verschiedene Strömungen und Gruppen einer Gesellschaft integrieren und denen eine Stimme verschaffen, die nicht immer so laut sind und nicht gehört werden."

Auch Andrea Nahles verwies auf den Mehrwert von Volksparteien, sieht aber in der Enttäuschung vieler Menschen auch eine enorme Herausforderung: "Viele Leute sind enttäuscht über die mangelnde Bewältigung der Globalisierungsfolgen." Gemeinsam waren sich die Gäste einig, dass durch eine Politik im Dauer-Krisenmodus viel Vertrauen in die Politik verloren gegangen und eine zunehmende Politikverdrossenheit zu beobachten sei.

Ob denn das Engagement bei den sogenannten "Fridays for Future"-Protesten, auf denen vor allem Schüler für mehr Klimaschutz demonstrieren, eine passende Gelegenheit sei, Jugendliche wieder für die Politik zu begeistern? Bei dieser Frage gaben sich die Bundesvorsitzenden eher reserviert. Das Engagement sei bemerkenswert, so Kramp-Karrenbauer, aber es gehe nicht darum, einfach nur Proteste zu loben, sondern Kritik auch in einen gesellschaftlichen Dialog zu bringen und gemeinsam zu diskutieren.

Die Veranstaltung können sie unten in unserer Aufzeichnung noch einmal komplett nachverfolgen.